Ein prosaisch Poem zum Loslassen; das lyrische Ich hadert mit dem Abschied vom poetischen Du. Frei nach dem Motto: Befreunde Dich schnell / verabschiede Dich rasch. Ein Abschiedsbrief.
\\ Abschied hat sich ausgeweht / er ruht / ist träge von Trug & Träger / gerade ist der Kanonenrauch verflogen / oder wars des Festes Rausch / nun sind die Koffer gepackt / schleppend / noch schwerer zu er-tragen / Du steckst in meinem Gepäck / oder ein Stück von Dir / soeben ist der Korb gewachsen / krummgeruckelt / auf meinem Buckel / noch waren meine Füße wanderlustig / oder waren sie heimlich ferngeweht / eben waren meine Knochen / trocken / nicht schwerer als der Wind / Ketten klammern / oder bist Du es Lieb / davor war mein Bauch gefüllt / nun ist er voll / fett / trunken von Dir war ich zuvor / oder wars der Durst / frei waren meine Gedanken / nun drehen sie sich im Kreis / um Dich herum / vielleicht komm ich wieder / oder schreib mir mal / Fühle mich Dir verbunden / doch ohne Bindung / ohne Bund / nicht wie Menschen sonst verbinden / oder an sich binden bloß / Gewohnheit ist ein Treuebruch / Bleiben ist das Recht das Du mir gabst / keine Pflicht die mich hält / … & wie Du Dich verabschiedet hast / oder war es traubel /
„Auf, auf! Nicht nach Rom führt eine Schneise wie eine Trasse; ich trampele hinterher auf dem Pfad, weg vom Weg, hin zur Straße. Back from the Roots, auf vielen Wegen und von wegen again: Auf!“ – @Wortlieb/twitter
Einer der mich hinträgt / was, das mich anschubst / vorweg nach vorne wegzieht / später werd ich zurückblicken & winken / oder beidesamt / ich werde Dir lieb sein / wenn ich an Dich denke / als Versprechen / dann scher ich mich zum Teubel / oder jag Du mich besser zu ihm / die Woche läuft schon wieder aus / zu lange weile ich hier / Szenen wechseln jetzt bevor die Wurzeln schlagen / setze Deinen Anker nicht bei mir / oder Hoffnungen in mich / Dank Dir für die Gastfreundschaft / für all die Momente / aus Zuckerguss und Watte / es wird höchste Zeit / oder ist es schon zu spät / nur noch einen Trunk zum Schluss / ein letzter Kuss / ein Lebewohl bleibt über / begleite mich doch zu Deinem Gartenzaun / oder lass mich trittfesten Weges los-ziehen / sieh mir in die Augen / schenk mir noch nen Blick / lass Dich nochmal anschaun / sag ‚So long…‘ / oder dreh Dich um und geh einfach / wie ich Dir nun aus der Sonne / blinzle zwinkere / schmunzle auf dem Weg weg / denk Dir ich sei gestorben / oder behalt mich / in Erinnerung geborgen //
Zu diesem #WortArtikel sei ein Nachtrag eingereicht für #lyrimo/impuls8: „einsilbig“:
fly, bird, fly!
ja ich weiss, kenn es doch schon; so ist das halt mit Dir,
im nu bist Du flugs weg, nimmst mich nur nicht mehr mit,
doch Du gibst mir noch nen kuss und dann schleichst Dich,
schleichst Dich fort, lässt mich dort, was mich gar nicht stört;
Du weisst, wo ich bin, wo ich für Dich bleib, hier triffst Du mich
wann und wenn Du willst.. schau mich an und sieh, ich lüg nicht,
wenn ich Dir sag: die zeit mit Dir war toll und voll mit lust und lieb
für leib wie geist, so denk ich an Dich, wenn nicht mehr bei mir bist:
nun habs gut, so long, bis dann, man sieht sich mal, wohl schon bald.
bye, bird, bye!
Wow! 🔈Du hast im Nachtrag awa noch deine Perspective gewechselt 🤗
Als Bilinguale sage ich „inside out, upside down bothside good“!
Gefällt👍mir gut
Genau, Carlotta, gut aufgemerkt!^^ – Danke für den Kommentar und die positive Kritik.
Man spürt den unterschwelligen Schmerz der durch deine Zeilen weht.
Dieses Verbunden sein und doch nicht zu nah an sich heran kommen lassen.
Bloss nicht entscheiden, alles im Vagen halten.
Furchtbar, aber leider kenn ich es auch nur zu gut.
LG, Nati
Danke für Deine Empathie –
Abschied ist eben immer etwas Hartes, doch die Freude, die man erleben durfte, ist ja aber auch nicht zu verachten. Alles in guter Erinnerung zu behalten, heißt auch, die (gemeinsame) Zeit zu respektieren; dies heilt viele Wunden und schürt vielleicht noch die Vorfreude auf ein nächstes Mal.^^ Schließlich heißt es im Sprichwort, welches diesem Text zugrunde liegt, man solle gehen, wenn es am schönsten ist…
– Dein Kommentar freut mich, auch dass der Text bei Dir Anklang findet; wir lesen uns wieder…
Liebe Grüsse, Martin.
This is hardcore. Wenn das Schicksal sich zurücklehnt und Dir zuschaut beim freien Willen; hörst Du auf das Bauchgefühl, obwohl die Wohlfühlatmosphäre Dich betäubt. Du wirst nicht zum Schmerz gezwungen, musst Dich aber darin fügen, um weiter zu kommen. Sehr substantiell geschrieben, durchrüttelnd. Einfach Wow.
Danke für den harten Kern; er fühlt sich an wie eine Blume.^^ Für Deinen Emphatik-Kommentar sei Dir gedankt, noch mehr für Deine Empathie. So long…