Eine Sprache zum Anschauen, eine, die sich zeigt, nicht hören lässt. Zum ⇥Tag der Gebärdensprache:
Sprachlich interessant ist, dass das Wort „deaf“ (engl. für gehörlos). Die Verwendung eines großen „D“ im Wort „Deaf“ trifft auf die Zugehörigkeit zur Gruppe der Gehörlosen zu, welche eine indigene Gebärdensprache als erste oder bevorzugte Sprache nutzen. Das Wort „deaf“ mit kleinem „d“ bezeichnet Menschen, bei denen ein Hörverlust medizinisch festgestellt wurde, die sich aber nicht als Mitglieder der Gehörlosengemeinschaft sehen und auch keine indigene Gebärdensprache nutzen.
Tatsächlich kann es in einem Land mehr als eine Gebärdensprache geben, so wie dies auch bei gesprochenen Sprachen der Fall ist. Beispielsweise gibt es in Belgien die französisch-belgische, sowie die flämische Gebärdensprache. In Spanien gibt es auch katalanisch. Auch gibt es unterschiedliche Gebärdensprachen in Ländern, in denen die gleiche Sprache gesprochen wird, z. B. in Großbritannien und Irland. Das hängt mit der historischen Entwicklung zusammen, die sich von der Entwicklung der gesprochenen Sprachen unterscheidet.
Es gibt jedoch ein internationales Kommunikationsinstrument, das sog. Internationale Gebärden (International Sign, IS). Es wird regelmäßig bei internationalen Konferenzen und bei Diskussionen mit Teilnehmern, die nicht die gleiche Gebärdensprache verwenden, eingesetzt. Diese Hilfssprache wird von Gebärdenden aus unterschiedlichen Ländern als Lingua franca genutzt, auch in spontaner Konversation. Allerdings ist sie nicht vergleichbar mit Esperanto, da es sich bei IS nicht um eine Sprache im eigentlichen Sinne handelt. Sie hat keine feste Grammatik und keinen festen Wortschatz und basiert vor allem auf Gesten, die nur im jeweiligen Kontext eine spezielle Bedeutung haben, und greift auf Wörter aus der Muttersprache des Gebärdenden zurück. Das heißt, dass die Gebärden erklärt werden und häufig mehr als eine Gebärde verwendet wird, um einen Begriff zu beschreiben und so das Verständnis sicherzustellen.
Einzig in Neuseeland ist die Gebärdensprache zur Zeit eine Amtssprache.
#Epilog:
Das Bistro unten ums Eck ist auch das Stammlokal einiger Gehörlosen aus dem Quartier. Oft sitze ich dort und betrachte ihre Gespräche.




Raus mit der Sprache: