Prolog:
Der Schriftsteller und Arzt Sir Arthur Ignatius Conan Doyle (22. Mai 1859 – 7. Juli 1930) verfasste die Abenteuer von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Doch kaum bekannt ist, dass ausgerechnet der Autor des logikbesessenen Detektivs fest an die Existenz von Feen und anderen fantastischen Tierwesen glaubte. Zu Lebzeiten betrieb er sogar einen kleinen, esoterischen Buchladen, den er zu einem spiritistischen Zentrum erheben wollte, um mit Gleichgesinnten, Verstorbenen und Geistern, Mördern wie Ermordeten Kontakt aufzunehmen; umgeben von Klassikern des Spiritismus und mystischer Literatur, Werken über Geisterbeschwörung, Tarot, Okkultismus, Séancen oder Symbolismus, sowie – wie man heute sagt – True Crime-Reportagen und ähnliches.
Ach, wie gerne würde ich dort mit ihm das ewige Duell der literarischen Ahnen erörtern: Als erstes würde ich ihn direkt konfrontativ fragen, ob er seinen Sherlock Holmes eigentlich von #Edgar Allan Poes Detektiv C. Auguste Dupin abgekupfert habe oder sich eher von den Polizeiromanen rund um Inspektor Lecoq von Étienne Émile Gaboriaus inspirieren liess, wie dies Georges Simenon mit seinem Kommissar Maigret tat. Eine spannende Frage, doch wenn man das Erbe Poes auf die feine analytische Waage legt, ist doch kaum zu übersehen, dass sein meisterhafter Dupin als stilbildendes Urbild gilt: A. C. Doyle mag die kunstvolle Maske seines Holmes mit neuen Nuancen versehen haben, doch der Schatten Dupins zeichnet sich deutlich in seinen geistigen Konturen ab.
Doyles Sherlock
Bereits in seiner ersten, scharlachroten Studie erwähnt Dr. Watson den Konkurrenten Dupin, woraufhin Sherlock diesen „stümperhaften“ Detektiv einen „reichlich minderwertigen Burschen“ nennt. Holmes ist ein Mann der Tat, der aktiv Spuren verfolgt und Beweise sammelt, dabei vor Exzentrik strotzt, voller Energiegeladenheit sprudelt und es liebt, seine Genialität zur Schau zu stellen. So nimmt er Fälle der Polizei an, die seinen Intellekt herausfordern und lässt sich dafür feiern, sowie bezahlen. Er geniesst die grosse Aufmerksamkeit seines biographierenden Sozius und die damit verbundene öffentliche Zugewandtheit. Sherlock stützt sich auf die Deduktion, das Ableiten des Besonderen aus dem Allgemeinen:
„Wenn man alles Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein – so unwahrscheinlich sie auch erscheinen mag.“.
Sherlock Holmes
(Doyle)
Poes Dupin
Dupin hingegen nimmt Fälle aus purem Interesse an, ohne finanziell entlohnt zu werden. Er ist ein einsamer Denker ohne Sidekick, lediglich ein namenloser Erzähler begleitet seine Geschichten. Dupin löst seine Fälle oft aus der Distanz, indem er sich in die Gedankenwelt und Denkweise des Täters hineinversetzt, sich mit ihm identifiziert. Er ist eher ein introvertierter Intellektueller, der sich in dunklen Räumen zurückzieht und über die Welt sinniert. Auch dieses Verhalten übernahm Doyle für seinen Sherlock, der ihn im Opiumrausch ähnlich agieren lässt. Poe’s Privatdetektiv bevorzugt jedoch eher eine induktive und psychologische Analyse, betrachtet die Gesamtheit eines Problems und konstruiert seine Schlussfolgerungen aus geistiger Rekonstruktion:
„Die Fähigkeit, sich in den Geist eines anderen zu versetzen, ist der Schlüssel zur wahren Analyse.“
C.Auguste Dupin
(Poe)
Beide Gentlemen erheben die scharfsinnige Schlussfolgerung zur Kunstform, dechiffrieren das Chaos der Welt mit kalkulierter Logik und entlarven das Unscheinbare als Schlüssel zur Wahrheit. Holmes schreitet mit jener sicheren Eleganz durch die nebligen Gassen Londons, die Dupin zuvor durch die dunklen Straßen von Paris geführt hatte. Holmes‘ kühle Brillanz ist nicht etwa ein leuchtender Stern, sondern vielmehr ein Reflex des Leuchtfeuers, das Dupin entzündet hat. Ob nun „Die Morde in der Rue Morgue“ oder „Der gestohlene Brief“ – Poe schenkte der Literatur ein Genie, das Doyles Holmes nicht nur inspiriert, sondern nahezu geformt hat. So würde ich also spöttisch schlussbemerken, dass Poes Dupin der geistige Vater von Sherlock Holmes ist.
Epilog:
Nicht falsch verstehen: Ich mag die unzähligen Geschichten um Sherlock, doch ziehen mich die wenigen Fälle Dupins mehr in ihren Bann. Von A.C. Doyle bevorzuge ich die Challenger Stories, eine Mischung aus Sci-Fiction und Abenteuerromanen. Seine bekannte, da oft verfilmte „vergessene Welt“ schrieb er übrigens, weil bei dem in seiner Nähe liegenden Wald angeblich Spuren von Dinosauriern entdeckt wurden… How Jurassic! What a Wold!
Aus Liebe zum Wort.
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