Mein Pinguin mit Eselsohren ist wirklich nichts Besonderes; trotz seines senforangenen, rapsgelben Kleides wirkt er schmucklos papierdünn & stellt keine Ansprüche weder an sein Aussehen noch an sein Gegenüber. Er ist ein Softie, besitzt kein starkes Rückgrat, lässt sich biegen, keine hübsch-gebleichten Seiten im adretten Mieder, ohne Zeichen & Einband fehlt ihm auch. Voll gekritzelt mit meinen marginalen Tattoos, eben nicht vergriffen, sondern bloss abgegriffen, zerknittert & von Vorne bis Hinten durchgeackert sieht er etwas billig aus. Günstig geht er durch viele Hände, gibt sich einfach jedem hin; für wenig Penny kommt er mit mir mit & ich trage ihn durch meine kleine Welt, während er mir seine Geschichte erzählt, mir für günstig Groschen in den Gossen seine Grössen zeigt.
— In der Jugend hat er mich als gehaltvolles Understatement in der Hand unterstützt, dann als Paperback-Begleiter auf Backpack-Reisen; ich fand ihn verlassen in so manchem Zugabteil & nahm ihn mit, liess ihn aber selbst schon im Urlaub einfach liegen. Er ist mir oft Schild in der linken Jackentasche unter dem Herzen, hinten ein rechter Kick in der Arschtasche, ist always als meine Reclam dabei, wenn ich im Café ABC einen T schlürf; wie oft schon – weil sie mich mit ihm gesehen hatten – lernte ich Leute kennen, die mir etwas über ihn verraten wollten, Fremde fragten mich, was ich von ihm halte… —
Mein lieber Penguin mit Eselsohren: Seit gefühlten 90 Jahren begleitest Du mich durch den Alltag bis zuweilen mit der Taschenlamp unter die Deck. Ich trage Dich umher, doch Du bist es, der mir die Welt zeigt; Du warst es auch, der mir beigebracht hat, auf die Inneren Werte zu achten & kein Buch nach seinem Umschlag zu beurteilen! Du verkörperst diese Haltung so wie ich, denn: Sind wir nicht (fast) alle irgendwie Pinguine mit Eselsohren, unscheinbar angeleimt zwischen der Pappe unseres Alltagtrottes im Umlauf einer schillernden Welt der unerreichbar schön-gebundenen Vitrinen-Elite, die es über die Schaufensterauslage der verkauften Seelen in die Bestsellerliste der Menschheit schafft…?
Epilog:
Nicht mehr brauchte ich in meiner frühen Jugend zum Frieden als ein Taschenbuch, ein Taschentuch als Nasenlump und eine Taschenlamp...
— Item: Danke, mein Pinguin, auf die neuen 90 Jahre #Taschenbücher herumtragen! Ich bin gespannt auf Deine nächsten Eselsohren...



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