vom Lyrischen Ich ans Poetische Du
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Dieses Prosapoem ist zwar schon etwas Ă€lter, – als Juni noch FrĂŒhsommer war & nicht bereits Hochsommer – doch seine Worte sollen ewiglich blĂŒhen. – Eine Ode nicht nur an Juno.


Weicht der Blick nach oben, hebt er sich ‘gen Himmel, sieht er Herkules strahlend lachen und ihn ĂŒber den Rosenmonatmond wachen: Juno – des Jupiters Gattin – die Königin der Göttinnen; fĂŒr die Geburt und gute Ehe stehend, symbolisiert sie die Luft und den Duft der WohlgerĂŒche; wie der Weidemonat selbst verbreitet sie die Aromen des FrĂŒhsommers Bouquet.

Wenn man hier auf Erden bleibt und den Blick zu Boden neigt, steht des FrĂŒhsommers GrĂŒnland als Symbol fĂŒr Wachstum in allen Farben und Paletten. Das Blumenvolumen gilt als Zeichen von Wohlstand und die frĂŒhe Ernte fĂŒrs Gedeihen. Es blĂŒhen GrĂ€ser, Wiesenfelder, Auen und auch der Winterroggen – wĂ€hrend im Garten andere Arten bereits die ersten Rispen und Ähren gebĂ€ren. Die Heumahd – der sichelgemĂ€hte, erste Schnitt im Brachmond – nutzt Nutztieren als Nahrung; JunikĂ€fer futtern köstliche SchĂ€dlinge knospender Kostbarkeiten; Raupen schmatzen Fressen, ernĂ€hren sich fett am satten BĂŒfett, um sich gesund zu Schmetterlingen zu puppen. Die Jahreszeit dazwischen spendet ein MenĂŒ aus Gartensalat in seinen Farben, blĂŒhenden GewĂŒrzen, jungen und sĂŒssen GemĂŒsen wie Möhren und Zuckerschoten; Stachel- und Johannisbeeren als Naschbeiwerk, arrangiert mit der sĂ€uerlichen Frische des Duftweines, der erblĂŒhten, noch traubenlosen Rebe. In Luft und Nase liegen sie, die beiden Schwestern VerzĂŒckung und Verlockung. Die Biene summt nektarbeladen deren Lieder; der Flieder prĂ€gt Ton in Ton mit duftig-buschigen BlĂŒten das berauschende Landschaftsbild und zierend zierlich zeigt sich auch die wahre rare Prachtnelke, den frĂŒhsommerlichen Flor krönend. Eine spĂ€te Schwertlilie in flore esse stösst hinzu, ein Rittersporn rankt tanzend mit einem jovialen MĂ€desĂŒss um ein Labkraut herum; der Holunder erscheint in violettem Chiffon, spielt mit der unerfahrenen NaivitĂ€t der Wiesenmargeriten und Kamillen; der vierblĂ€ttrige Rotklee im purpurnen Kleid beglĂŒckt eine scheue Lupine, die lavendelgleich in blĂ€ulichem Schimmer errötet; ein strahlendes Sonnenröschen fleurtet* mit einem blaulilanen Storchschnabel, eine vertrĂ€umte Weissdorne winkt einer Arnika so gelb wie das Feld voller Raps und eifelgĂŒld‘nem Ginster. TĂŒrkischer Mohn, Geranien aus Balkonien und eine Sattheit duftender Rosen sprenkeln der GrĂŒnesfĂŒlle mit roten Tupfern Sprossen ins Gesicht. Der Junimond lĂ€sst die spĂ€te FrĂŒhlingcouleur und das frĂŒhe Sommerkolorit  in neuem Licht erscheinen, seine FrĂŒhsommersonne harmonisiert wie das Gezwitscher der Gefiederten im Morgentau; sie panaschiert Blattfarben in ihren vollen Schönheiten, lĂ€sst LindengrĂŒn satt aussehen und wandelt WaldgrĂŒn zu Smaragd; sie vereint das TanngrĂŒn des Winters, das GrasgrĂŒn des Lenzes, das FarngrĂŒn des Herbstes, das saftige GrĂŒn der beginnenden Liebe. Die wonnetrunkene Juno zaubert ein Wiesenblau und Feldergelb dahin und betört mit allen Nuancen des FrĂŒhsommers Bouquet, lĂ€sst die Rosen im Rosenmond knospen, das Johanniskraut im Johannismond erglĂŒhen und das ewige Heidekraut, die Edelbraut Erika erblĂŒhen.

¶In diesem Sinne:

Der FrĂŒhsommer ist die grĂŒne Welle des kontrastreichen Gartens.

— @WORTlieb 20. Juni 2012


Raus mit der Sprache: