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Er hat sich im Sprachgebrauch längst eingefunden: Die Grossen drehen ihn, die Kleinen lutschen ihn, die einen reisen mit ihm, die anderen schätzen und peilen über ihn, wieder andere rechnen ihn mal Pi. Wer Blumen erblühen lässt, besitzt einen grünen; wer sparsam ist, hält seinen drauf; wer gar kein Geld besitzt, hat einen kranken. Es…

Er hat sich im Sprachgebrauch längst eingefunden: Die Grossen drehen ihn, die Kleinen lutschen ihn, die einen reisen mit ihm, die anderen schätzen und peilen über ihn, wieder andere rechnen ihn mal Pi. Wer Blumen erblühen lässt, besitzt einen grünen; wer sparsam ist, hält seinen drauf; wer gar kein Geld besitzt, hat einen kranken. Es geht um den [mittelhochdeutsch für ‚der Dicke‘]

„Pollice Fatorum!“ ( des Schicksals)

Der des Schicksals wird selbst beim PoetenBlog auf WordPress als scheinbar absolute Version der Schwarz-Weiss-Wertung verwendet, wie auch auf Facebook, Youtube und anderen SocialMedias; das ist nichts Neues. Dass der nach oben jedoch „Gefällt mir“ bedeutet, ist ein Novum. Es spielt nämlich nur eine geringfügige Rolle, in welche Richtung der schaut. Diese Geste ist eng verbunden mit der Redensart drücken und stammt aus dem alten Rom, von den Gladiatorenkämpfen. Ein Gladiator, der den Kampf verloren hatte, konnte durch einen gehobenen Zeigefinger das Volk um Gnade bitten. Streckte das Publikum dann seinen , wollte es Blut sehen:

„Pollice Verso!“ ( herausgedreht)

Wilhelm Peters, "Amphitheater", 19. Jahrhundert
Wilhelm Peters, „Amphitheater“, 19. Jahrhundert

So bedeutete der nach oben, dass der Geschlagene mit dem Dolch von unten zu erstechen sei. Mit dem an den Hals äusserte das Publikum den Wunsch nach einem „Tod durch Kehlenschnitt“. Und wer den nach unten hielt, der wollte einen Schwertschnitt von oben nach unten geführt quer über den Vorderleib. Mit dem gegen die Brust gerichtet, drängte das Publikum auf einen Gnadenstoss durchs Herz. Nur diejenigen, die ihren  verbargen, ihn also gedrückt hielten, forderten eine Begnadigung:

„Pollicem Premere!“ ( drücken).

Pollice compresso favor indicabatur ~ Die Gunst wird gewährt durch einen Daumen, der innen bleibt

So wurde diese Begnadigungsgeste – die geballte Faust, der gehaltene und gedrückte – auch zum Symbol des Kampfes, des Widerstandes gegen den hebenden Obrigen. Zudem verweist das redensartlich verwandte halten dagegen mit gleicher Bedeutung in den deutschen Volks- und Aberglauben, bei dem die Finger als eigenständige, elfenhafte, alpartige Geister galten. Die grösste magische Kraft besaß der #Daumen, wobei sich hier daher rasch die Geste bildete, sich den eigenen festzuhalten, um ihn daran zu hindern, die Vorhaben eines anderen Menschen negativ zu beeinflussen. Damit wir hier und heute jedoch nicht mit der Kraft unserer #Däumlinge übel agitieren, werde ich die -Bewertung nächstens wieder von meinem Blog entfernen, hebe lieber die Faust und bediene mich dann wieder den Sternen…
Ich bin ja sowieso eher der Twitterer.

#In diesem Sinne:

#ÄhnlichLesen: ¶ Über den Gruß und das Grüßen


3 Antworten zu „Daumen des Schicksals”.

  1. Hat dies auf PoetenBlog rebloggt und kommentierte:

    Facebook will uns also von unten erdolchen…

  2. Ha, der Daumen als Oberschurke, man lernt nie aus!

    1. Nur, wenn man ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht im Griff hat…

Raus mit der Sprache: