Er hat sich im Sprachgebrauch lĂ€ngst eingefunden: Die Grossen drehen ihn, die Kleinen lutschen ihn, die einen reisen mit ihm, die anderen schĂ€tzen und peilen ĂŒber ihn, wieder andere rechnen ihn mal Pi. Wer Blumen erblĂŒhen lĂ€sst, besitzt einen grĂŒnen; wer sparsam ist, hĂ€lt seinen drauf; wer gar kein Geld besitzt, hat einen kranken. Es geht um den #Daumen [mittelhochdeutsch fĂŒr ‚der Dicke‘]
„Pollice Fatorum!“ (#Daumen des Schicksals)
Der #Daumen des Schicksals wird selbst beim PoetenBlog auf WordPress als scheinbar absolute Version der Schwarz-Weiss-Wertung verwendet, wie auch auf Facebook, Youtube und anderen SocialMedias; das ist nichts Neues. Dass der #Daumen nach oben jedoch „GefĂ€llt mir“ bedeutet, ist ein Novum. Es spielt nĂ€mlich nur eine geringfĂŒgige Rolle, in welche Richtung der #Daumen schaut. Diese Geste ist eng verbunden mit der Redensart #Daumen drĂŒcken und stammt aus dem alten Rom, von den GladiatorenkĂ€mpfen. Ein Gladiator, der den Kampf verloren hatte, konnte durch einen gehobenen Zeigefinger das Volk um Gnade bitten. Streckte das Publikum dann seinen #Daumen, wollte es Blut sehen:
„Pollice Verso!“ (#Daumen herausgedreht)

So bedeutete der #Daumen nach oben, dass der Geschlagene mit dem Dolch von unten zu erstechen sei. Mit dem #Daumen an den Hals Ă€usserte das Publikum den Wunsch nach einem „Tod durch Kehlenschnitt“. Und wer den #Daumen nach unten hielt, der wollte einen Schwertschnitt von oben nach unten gefĂŒhrt quer ĂŒber den Vorderleib. Mit dem #Daumen gegen die Brust gerichtet, drĂ€ngte das Publikum auf einen Gnadenstoss durchs Herz. Nur diejenigen, die ihren #Daumen verbargen, ihn also gedrĂŒckt hielten, forderten eine Begnadigung:
„Pollicem Premere!“ (#Daumen drĂŒcken).
Pollice compresso favor indicabatur ~ Die Gunst wird gewÀhrt durch einen Daumen, der innen bleibt
So wurde diese Begnadigungsgeste – die geballte Faust, der gehaltene und gedrĂŒckte #Daumen – auch zum Symbol des Kampfes, des Widerstandes gegen den #Daumenhebenden Obrigen. Zudem verweist das redensartlich verwandte #Daumen halten dagegen mit gleicher Bedeutung in den deutschen Volks- und Aberglauben, bei dem die Finger als eigenstĂ€ndige, elfenhafte, alpartige Geister galten. Die grösste magische Kraft besaĂ der #Daumen, wobei sich hier daher rasch die Geste bildete, sich den eigenen #Daumen festzuhalten, um ihn daran zu hindern, die Vorhaben eines anderen Menschen negativ zu beeinflussen. Damit wir hier und heute jedoch nicht mit der Kraft unserer #DĂ€umlinge ĂŒbel agitieren, werde ich die #Daumen-Bewertung nĂ€chstens wieder von meinem Blog entfernen, hebe lieber die Faust und bediene mich dann wieder den Sternen…
Ich bin ja sowieso eher der Twitterer.



Raus mit der Sprache: