Miniaturen vom Lyrischen Ich ans Poetische Du
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Ein verrauchter, verruchter und verrufener Klub, in welchem sich Jazzer und Liebhaberinnen dessen nach den Jams, Gigs und Livekonzerten jeweils trafen, um zu feiern, zu rauchen, zu trinken, zu tanzen. Eine subjektive Milieustudie.

Im Jazzklub, welchen ich stets mit Gitarrenkoffer voller Poesie betrat und dort – kaum auf der TanzflĂ€che – kaum ein GetrĂ€nk selbst bezahlt hatte. Ein verrauchter, verruchter und verrufener Klub, in welchem sich Jazzer und Liebhaberinnen dessen nach den Jams, Gigs und Livekonzerten jeweils trafen, um zu feiern, zu rauchen, zu trinken, zu tanzen. Roter Samt im Keller des Beats, funkige Stimmung in mehrdeutiger Weise. Funk, funk, es funkte. Alles und vorallem jeden mit Stil und einem Funken Noblesse fand man dort: Ältere Damen winkten den jĂŒngeren Gentlemen mit Hunderten zu, luden sie ein zu Most-Expensive-Cocktails, die knapp teurer waren als ein Bier. Es tanzten Gigolos rĂŒckwĂ€rts und Pumas umschlichen ihre Beute geradeaus. DJs, die wussten, was das betörte und betörende Publikum suchte: Musik, die der Einsamkeit entfloh, hin zu ihnen, den Face-Strechern aus gutem Hause, die ihre GeschĂ€ftsmĂ€nner in ihren Villen gelassen hatten, um eben frisches Fleisch des Jazzes zu ergattern, frischen Jazz und dessen groovige Remixes fĂŒr sich sprechen liessen. KĂŒken und Skirties wirbelten wild im Kreise, umschlugen mit ihren Röcken die NebentĂ€nzer und Randhopser. Schicke Chicks, die horny Boytoys bezirzten und erfolgreich sich fĂŒr einen Vamp in die Ecke der Schummrigkeiten verzogen. Arme Poeten, die kettenrauchend in Sesseln sassen und Kopfnicker, kniebewegende SitztĂ€nzer, sich jungfĂŒhlende Altstars, zeigefingertanzende Divas, liebesbedĂŒrftige MillionĂ€rsgattinen, denen es nicht mehr darauf ankam, hip oder hipster zu sein. Hoochie-Mamas, die sich zum Honky-Tonky-Stelldichein verwöhnen lassen wollten, fĂŒr einen Abend – so wie jeden Abend. Heps, die draussen vor der TĂŒr auch schon mal gemeinsam zu hippen Hoppern und Poppern wurden und Groover, die den Takt mit Fingerspitzen auf NylonstrĂŒmpfe ihrer Eroberungen unter dem Salontisch mittrommelten, fĂŒsselnde Kanarienvögel, die ihre StimmbĂ€nder schonten, zĂŒngelnde Blueser, die schmusten, Smoothers, die harte GetrĂ€nke schlĂŒrften und Swinger, die schwangen und Bringer, die GetrĂ€nke brachten, sobald ein Glas zur Neige ging, Keeper, die Moonshine-Whiskies unter der Theke ausschenkten, um sich etwas dazu zu verdienen. Augenbrauenhochziehende Babies, die ihr Zahnfleisch schlugen, hip to the jive Chatters, die lĂ€sterten und Bad-Ass-Players, die Karten in Ärmeln versteckten, Heels zupfende Puffers, Reefers, Mugglins und kiffende SĂ€ufer, die den DJ kannten, sowie Beatniks, die zu ihrem eigenen Beat nickten und den Jazz in Literatur verwandelten, sowie Breaker, die ihre Bass-Line snieften, Bebopper, die bi waren und Scatter, die den Flow im Blow suchten und Hotter, die hotter waren als heiss, auch Beater, die dich immer wieder schlugen im Takt des Freien Jazzes under the moody doody dipdie dwee-tee-peety, shoop-doop dwee-ee-ee-eee…

In diesem Sinne:


4 Antworten zu „Hoochie Choochie ¶”.

  1. Im Sessel sitzend & alles was sich bewegt ist ein leicht wippendes Knie, der Rauzch der Zigarette & die Hand, die das Glas dann & wann zum Munde fĂŒhrt. Blues frĂŒh. Blues spĂ€t. Immer wieder. Blues!

    Viele GrĂŒĂŸe & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

  2. Ein Text, der mich dazu bringen könnte, schon morgens um Acht eine Perlenkette umzulegen und Charlie Parker zu hören.
    Yeah.

  3. Ich linse durch den Vorhang und kann den Blick dieser AtmosphÀre nicht mehr abwenden.
    Ein Genie streicht durch dunstige SphÀre.

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