Das Sprachwunder zu Pfingsten

Laut der Apostelgeschichte 2,1-13 geschah es am 50. Tag nach Ostern, als die Jünger Jesu in Jerusalem versammelt waren. Es beginnt apokalyptisch mit einem „Brausen vom Himmel“, das sich wie ein „heftiger Sturm“ anhörte, symbolisiert durch „Feuerzungen“, welche wohl flammende Reden implizieren sollen. Man könnte meinen, das verschlage einem die , doch laut Legende wurden die Jünger so vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, wie von der Muse der Translation geküsst, in verschiedenen Sprachen zu sprechen; Sprachen, die sie zuvor nicht kannten oder erlernt hatten; sodass Menschen aus unterschiedlichen Regionen sie verstehen konnten: Das Sprachwunder!

Die Sprachverwirrung zu Babel

Die andere linguistisch interessante Geschichte in der #Bibel handelt vom Turmbau zu Babel, was die menschliche Hybris und den Hochmut thematisiert. Die Menschheit wurde für ihren übersteigerten Stolz und ihre Ambitionen bestraft, indem sie mit sprachlicher und kultureller Verschiedenheit konfrontiert wurde. Die Sprache wird hier als trennender Faktor eingesetzt, der Missverständnisse und Verwirrung stiftete, die zu Isolation und Konflikten unter den Menschen führten, die sich nicht mehr verstehen konnten. Die Folge war nicht nur der Zerfall einer einst geeinten Gemeinschaft, sondern auch die weltweite Zerstreuung. Hingegen zeichnet Pfingsten die Sprache als verbindendes Element, als Symbol für die Überwindung sprachlicher Barrieren und die universelle Verständlichkeit von meinetwegen auch „frohen“ Botschaften:

Die Sprache als göttliche Gabe

Die Jünger wurden durch die himmlische Sprachfähigkeit begnadet, ihre neue Mär kundzutun und dadurch eine Gemeinschaft zu bilden. Im religiösen Sinne kann dies als eine Versöhnung zur babylonischen Sprachverwirrung gesehen werden. So wurde damals das Sprachwunder als Erfüllung der Prophezeiung aus dem Alten Testament interpretiert und als Zeichen göttlicher Bestätigung gesehen, was viele Menschen überzeugte, sich anzuschliessen, einig in der Vielfalt. Die frühe Kirche, die sich als eine Gemeinde verstand, die über ethnische und sprachliche Grenzen hinweg verbunden war, bot eine neue Form der Zugehörigkeit, die nicht an Nationalität oder soziale Klasse gebunden war. Eine noch nie zuvor dagewesene Identität war geboren, die international in Verbindung steht durch das Wort (Gottes), das am Anfang stand bis hin zur Sprache (des Heiligen Geistes)…

Die Sprache als kulturelles Gut

Die Sprache wird dadurch nicht länger als ein bloßes kulturell-gesellschaftliches Mittel gesehen, um Informationen zu kommunizieren, sondern vielmehr als ein Geschenk zur Verkündung von himmlischer Poesie, als eine Schöpfer-Gabe, welche – richtig kanalisiert – zur Verwirklichung einer universellen, interlinguistischen und transkulturellen Verbundenheit beiträgt. Das Spektrum der Sprachen ist in unserer heutigen globalisierten Welt vom krückenden Hindernis zur barrierefreien Möglichkeit geworden, ebenso einig in der Vielfalt. So muss das Sprachwunder zu Pfingsten in der christlichen Mythologie als eine frühe Form der Wertschätzung sprachlicher Diversität gedeutet werden, vergleichbar mit modernen, sprachwissenschaftlichen Ansätzen, die #Polylingualität als Bereicherung betrachten.

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Raus mit der Sprache: