Prolog:
Kein Aprilscherz: Der International Edible Book Day – Welttag des essbaren Buches – wird seit dem Jahr 2000 als Aktionstag am 1. April begangen, zum Geburtstag des französischen Gastrosophen Jean-Anthelme Brillat-Savarin (1. 4. 1755 – 2. 2. 1826).
Eigentlich war Brillat-Savarin Jurist und arbeitete als Richter, doch seine Leidenschaft galt stets dem Kochen, der Küche und Kulinarik, über welche er auch zahlreiche Bücher publizierte. Sein herausragendes, während 25 Jahren entstandenes Monumentalwerk heißt „La Physiologie du Goût“ von 1826. Später erschien die deutsche Übersetzung mit dem Titel „Die Physiologie des Geschmacks – oder physiologische Anleitung zum Studium der Tafelgenüsse (den Pariser Gastronomen gewidmet von einem Professor, Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften) 1888″. Das wohl berühmteste Kochbuch der Weltgeschichte enthält nicht nur eine Rezeptsammlung, sondern befasst sich auch grundsätzlich mit dem Thema Feinschmeckerei. So sagt man, habe diese neue Form des Schreibens über Essen in Europa wesentlich zur Weiterentwicklung der Kochkunst beigetragen. Word!
So frönen wir der Leidenschaft des Essens gepaart mit literarischen Leckerbissen, des Gourmets Hochkultur in Zusammenhang mit unserem unglaublichen Appetit auf Lesestoff. Denn: Alphabeten wie wir wissen längst, dass Wortliebe buchstäblich durch den Magen geht; nimmersatt fressen wir uns wortwörtlich durch die dicksten Schinken, knabbern verbissen auf versalzenen Plots rum, haben an so mancher Story zu nagen dran, doch verdauen dann die ganzen Geschichten, die man uns auftischt. Wir verzehren uns nach dem nächsten Buch, verzehren ein Gedicht nach dem anderen, schlemmen in der Lese-Ecke, verschlingen wirklich nur noch ein Kapitel, vernaschen Lektüren wie Konfekt, kostbare Bibliotheken köstlicher Literaturen werden einverleibt von uns Büchernärrinnen; wir nähren unseren bibliophilen Hunger & stillen ihn genüsslich beim Brunch mit einer Schriftstellerin, beim Lunch mit einem Dichter oder Dinner mit einer Leiche. Danach lecken wir unsere Finger…
Wortlieb martin
So bildete sich in den letzten 25 Jahren ein richtiges Festival rund um den ⇥International Edible Book Day, an welchem die Teilnehmenden ihre Kreationen einreichen, ausstellen, bestenfalls preiskrönen lassen und am Ende des Festivals schliesslich gemeinsam aufessen werden. Auch hier bei uns gehört dieser kunstvoll-kreative Feiertag der Leidenschaften unter eingeschworenen Wortliebhaber:innen untrennbar zu FastFoodPoeten, #Gedichte-Gourmets, Backbücherwürmer, #Kochrezeptleseratten & Aprilscherz-Dadaisten…
Epilog:
Als Poet ernähre ich mich sehr ausgewogen: Vom gesunden Büchermüsli über die schlichte Buchstabensuppe hin zum Silbeneintopf bis zum Wortsalat – und zum Dessert am liebsten eine Schwarzwälderworte…
Raus mit der Sprache: